„Für Frieden und Sozialismus: Seid bereit!“ – Erinnerungen einer Zeitzeugin an den DDR-Alltag

Am 9. November 1989 fiel die Berliner Mauer, die mehr als 28 Jahre die DDR von der Bundesrepublik Deutschland trennte, und machte so den Weg frei für die deutsche Wiedervereinigung. Am 3. Oktober 1990 trat die Deutsche Demokratische Republik schließlich endgültig der BRD bei und hörte somit offiziell auf, als Staat zu existieren. All das liegt nun schon über dreißig Jahre in der Vergangenheit zurück, weshalb es unseren heutigen Schülerinnen und Schülern zunehmend schwerfällt, sich das Leben in der DDR vorzustellen.

Umso wichtiger ist es deshalb, sie im Unterricht mit Menschen in Kontakt zu bringen, die diese Zeit noch miterlebt haben und ihnen dadurch einen Einblick in das Leben im „anderen Deutschland“ geben zu können. Aus diesem Grund lud Herr Rößel am 14.10.2022 die Zeitzeugin Ulrike Gottlieb in seinen Geschichtsunterricht der 13. Jahrgangsstufe ein.

Frau Gottlieb hatte ihre gesamte Kindheit in der DDR verbracht und war zum Zeitpunkt des Mauerfalls erst 17 Jahre alt gewesen. Sie konnte den anwesenden Schülerinnen und Schülern somit aus erster Hand berichten, wie der Alltag einer Jugendlichen in der DDR ausgesehen hat. So berichtete sie den aufmerksam Lauschenden von den morgendlichen Fahnenappellen, an denen neben Belobigungen auch die Verfehlungen der Jugendlichen öffentlich bekanntgegeben wurden. Oder sie erzählte von den Übungen in Zivilverteidigung, welche die Schülerinnen und Schüler der DDR absolvieren mussten. Dabei unterstützte sie ihre Ausführungen stets mit vielen privaten Fotoaufnahmen, die den Anwesenden das Erzählte noch mehr veranschaulichten. Außerdem zeigte sie den Jugendlichen viele weitere Dokumente und Überbleibsel aus ihrem Leben in der DDR. Besonders beeindruckt zeigten sich die Schülerinnen und Schüler von der Zeichnung eines Panzers mit roter Flagge, die der Ehemann von Frau Gottlieb als Kindergartensprössling hatte anfertigen müssen.

Am Ende ihres interessanten Vortrags gab sie den Schülerinnen und Schülern dann noch die Gelegenheit, ihr Fragen zu stellen, die sie mit großer Geduld beantwortete. Insbesondere die Frage, was ihr an der DDR am negativsten und positivsten in Erinnerung geblieben sei, beantwortete sie sehr ausführlich. So habe sie in der DDR ein deutlich stärkeres Gemeinschaftsgefühl in der Gesellschaft erlebt. Durch die ständige Mangelwirtschaft habe man sich viel intensiver gegenseitig unterstützen müssen, als dies heute der Fall sei. Umgekehrt habe ihr als überzeugter Christin der Umgang des DDR-Regimes mit der Kirche besonders schwer zu schaffen gemacht. In ihrer Klasse sei sie eine von nur zwei Personen gewesen, die konfirmiert worden seien, und stets habe man ihr deutlich zu verstehen gegeben, dass dies von staatlicher Seite nicht erwünscht gewesen sei. Abschließend ergänzte Frau Gottlieb noch, dass auch die Zeit der Wende für sie eine schwierige gewesen sei, da sie sich damals in Ausbildung befunden habe und niemand gewusst habe, wie es nach dem Mauerfall weitergehen würde. Letztlich habe sie ihre Ausbildung aber erfolgreich abschließen können, sodass sich alles zum Positiven gewendet habe.

Damit endete ein sehr anschaulicher und interessanter Unterrichtsbesuch, der den Schülerinnen und Schülern einen unbezahlbaren Einblick in das Leben einer ungefähr gleichaltrigen Teenagerin in der DDR gegeben hat.
(Michael Rößel)

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